(Nepal/Indien)
6.11.2001
Als den schönsten Marathon der Welt („world´s most beautiful marathon“) bezeichnet das weltweit führende Laufmagazin „Runner´s World“ den „Mt. Everest Challenge Marathon“, der sowohl in Nepal als auch in Indien gelaufen wird und heuer am 6. November zum 7. Mal Laufbegeisterte, Extremsportler und Bergsteiger aus neun Nationen (USA, Südafrika, Großbritannien, Deutschland, Schweiz, Österreich, Niederlande, Hongkong und Indien) angelockt hat. (nur für erfahrene Marathonläufer empfehlenswert, TOP-Organisation)
Sherpas auf der Laufstrecke – im Hintergrund der Kanchenjunga (8.598 m)
Der Marathon bildet die 3. der 5 Etappen des „HIMALAYAN 100 MILE STAGE RACE“ (Anm.: 1 Meile entspricht genau 1,6093 km).
Die Anreise erfolgt über Delhi und Bagdogra mit dem Flugzeug, danach mit Kleinbussen nach Mirik bei Darjeeling (liegt auf 2.185m Seehöhe), wo der höchstgelegene, jährlich stattfindende Marathon sein Basisquartier hat.
Genächtigt wird aber auch in Sandakphu und Rimbik in Sherpa-Lodges (das sind einfache Steinhütten).
Lhotse, Mt. Everest und Makalu sind auf der2. und 3. Etappe (Mt. Everest-Challenge Marathon) gut sichtbar.
Die Eindrücke auf den 5 Etappen bestätigen, dass vor allem die 3 ersten Etappen das Prädikat „außerordentlich und einmalig“ verdienen und der Marathon tatsächlich der schönste ist, den ich bisher kennen gelernt habe.
Krone Bunt vom 30. Dezember 2001
1. Tag
An der nepalesisch-indischen Grenze besteht für alle Teilnehmer Ausweis-Pflicht.
Nach einer kurzen tibetanisch-buddhistischen Zeremonie könnte dieser 160 Kilometerlauf nicht brutaler beginnen. Sofort nach dem Start in Maneybhanjang sind auf 8 Kilometern mehr als 1.000 Höhenmeter zu bewältigen, dann geht es 600 m steil bergab, danach wechseln An– und Abstiege, bevor es die letzten 6 Kilometer nochmals steil bergauf geht („Without sweat, no sweets“– also: „Ohne Fleiß, kein Preis“– hat jemand auf den Fels gepinselt). Mehr als 2.800 Höhenmeter sind bis zum Ziel in Sandakphu (3.636 m) zu schaffen. Das Wetter wechselt ständig, Sonne beim Start (+ 20°C), dichter Nebel beim Lauf (+10°C), in der Nacht dann minus 10°C. Die Nepali, die hier auf beiden Seiten der Grenze äußerst bescheiden leben, sind sehr freundlich. Nach über 5 Stunden größter Kraftanstrengung beende ich als 12. die 1. Etappe. Ein US-Laufprofi, Michael Wardian, der schon viele Marathons und 100-Kilometerläufe gewonnen hat, wird Erster (seine Siegerzeit: 4 Stunden), die letzten Läufer kommen nach 10 Stunden im Dunkeln ins Ziel.
Eines haben alle Läufer, egal ob der Sieger, ich oder der Letzte, gemeinsam: Nach der Zielankunft kriechen alle in den Sherpa-Lodges sofort in ihre Schlafsäcke. Fast alle werden dann von Schüttelfrost gebeutelt. Der Grund dafür ist der rasche Aufstieg. Viele klagen deswegen auch über Kopfschmerzen.