25.2.2002
Ein Marathon in der Sahara bei mehr als 30°Celsius zugunsten der Flüchtlingskinder der Saharawis mit 200 Startern aus 12 Nationen.
Höhepunkt des 26. Nationalfeiertages der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) am 26.2.2002 war der Besuch des algerischen Präsidenten Boutiflika im Flüchtlingscamp Smara. Erstmals kam ein fremdes Staatsoberhaupt in das Lager. Die Freude bei den Saharawis war riesengroß, ihr Alltag ist sonst trostlos.
Vier Flüchtlingslager und ein paar Flachbauten im südwestlichen Eck von Algerien mitten in der unwirtlichen Wüste. Das ist die Demokratische Arabische Republik Sahara. Hier lebt Präsident Mohamed Abdelaziz mit 200.000 Bürgern und einer schwer bewaffneten Armee seit 1976.
Damals hat Marokko ihnen ihr Land genommen, nachdem Spanien seine vormalige Kolonie Spanisch Westsahara in die Unabhängigkeit entlassen hatte. Die Demokratische Arabische Republik Sahara ist der einzige Staat der Welt, der sich vollständig auf dem Gebiet eines anderen Staates befindet: im algerischen Exil. Sie ist auch der einzige Staat, der keine Flugzeuge besitzt, aber Piloten ausbilden lässt.
Kontakt zu den rund 100.000 Saharawis, die nicht geflohen sind und noch in ihrem Heimatland leben, ist unmöglich. Inzwischen teilen sie ihr Land mit 300.000 Marokannern, die im Gefolge der Invasion ins Land geführt wurden.
Kontakt zur Außenwelt gibt es über Tindouf, einer heruntergekommenen algerischen Garnisonsstadt mit einem kleinen Flughafen.
Hier kommen auch 200 Läufer und Läuferinnen aus den USA, Kanada Portugal, Spanien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Niederlande, Italien, Polen und 19 aus Österreich an, um mit algerischen und saharawischen Lauffreunden am 2. Saharamarathon am Vortag des Nationalfeiertages teilzunehmen. Ein Marathon, an dem der Präsident persönlich die Siegerehrung vornimmt, der auf das Schicksal der Flüchtlinge aufmerksam macht und den Kindern Hilfe bringt.
Denn der Marathon ist der sportliche Höhepunkt der Republik, obwohl es nur wenige Saharawis verstehen können, dass man bei der Gluthitze (35°C beim Zieleinlauf) 42,2 Kilometer laufen kann. Die Saharawis selbst zogen zwar viele hundert Jahre lang mit ihren Kamelen, ihren Viehherden und allem Hab und Gut durch Nordafrikas Wüste, laufen im Wüstensand ist ihnen jedoch fremd.
Sie lebten in Zelten und schickten ihre Karawanen von Marokko bis tief in den Süden nach Mali und in den Senegal.
Die Organisatoren planen bereits für den 26.2.2003 den 3. Sahara-Marathon.
1884 deklarierte Spanien ihr Land zur spanischen Kolonie, 1975 als die Spanier ihre Kolonialherrschaft beendeten, marschierten Marokko und Mauretanien in die Westsahara ein. Statt Unabhängigkeit erlebten die Saharawi Krieg und Vertreibung und warten seither auf eine Rückkehrmöglichkeit. Ein 1991 von der UNO vereinbartes Referendum über die Unabhängigkeit hat bis heute nicht stattgefunden; eine Autonomie für die Westsahara innerhalb Marokkos lehnen die Saharawis und deren politische Vertretung, die Frente Polisario, ab. Niemand weiß, wie dieser Konflikt mit 200.000 Flüchtlingen, die seit mehr als 25 Jahren mitten in der Wüste ohne Beschäftigungsmöglichkeit ihr Dasein fristen und ausschließlich von Hilfsgütern leben, enden wird. Noch gibt es ein UNO-Mandat, das den labilen Frieden sicherstellt.
Der Saharamarathon wurde erstmals im Februar 2001 durchgeführt. Er ist ein Projekt der „Shelter for Life“, und der „National Union of Saharawi Women“ und soll die dort lebenden Flüchtlinge und Flüchtlingskinder in ihren Lebensbedingungen unterstützen. Inzwischen hat sich das Saharawi-Olympic-Komitee gegründet, mit dem Ziel 2004 in Athen an den olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen und so auf ihre schwierige Lebenssituation hinweisen zu können. Die Wüste Sahara – mit 9 Mill. km2 die größte Wüste der Erde mit lockerem Sand, Vulkansteinen, Hügeln, Tälern, Salzwasser-Seen und Temperaturen von 0 Grad bis 60 Grad – Ort des Sahara-Marathons. Im Bereich der West-Sahara Flüchtlings-Lager Smara, Aosert, Dakhla, und L’Àyoun wird gelaufen.