Internationale Politik hat mich immer schon sehr interessiert. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika war ich sowohl am Wahlparteitag der Demokraten als auch auf dem der Republikaner. Meinen Eindruck über Barack Obama habe ich in diesem Gastkommentar für die Tageszeitung „Österreich“ wiedergegeben:
John Kerry war beim letzten Parteikonvent in Boston 2004 der Präsidentschaftskandidat der Demokraten. Die Stars waren aber das bekannte politische Schwergewicht Bill Clinton und ein aus dem Nichts gekommener Kandidat für den Senat, ein gewisser Barack Obama, der eine hinreißende Parteitagsrede hielt. Dass dieser Obama vier Jahre später an der Tür des weißen Hauses rütteln könnte, dachte damals niemand. Obama hatte bereits in Chicago die Wahl um einen Sitz im Kongress verloren und musste 2004 den Sprung in den Senat schaffen. Dort war er nun vier Jahre, ohne dass er sachpolitische Spuren hinterlassen hat, was ihn massiv von Hillary Clinton unterscheidet. Als Vorsitzender des Unterausschusses für Europa im Senat hat er in vier Jahren einmal Zwischenstopp in London gemacht, auf dem Kontinent war er nie. Nicht die erfahrene First Lady, der unabhängige Beobachter hervorragende Arbeit als Senatorin bescheinigen, gilt für immer mehr als Favoritin, sondern das „politische Leichtgewicht“, der 46-jährige Barack Obama. Warum? Das Motto der Kampagne von Obama sagt alles: „Change!“
Die Menschen in den USA wollen einen deutlichen und klaren Wechsel, einen Neubeginn. Die Bush- und Clintonfamilie haben die USA seit 1989 regiert, nun soll etwas Neues kommen. „Change“ ist das Schlüsselwort.
Mit Obama als US-Präsidenten würden die USA zweifelsohne Neuland betreten. Ein schwarzer amerikanischer Präsident – vor wenigen Jahrzehnten unvorstellbar – könnte ab 2008 Wirklichkeit sein. Obama wird seine Chance nützen. Wie ein Prediger, der Hoffnung und Heilung verspricht, wird er durchs Land ziehen, jugendlich und optimistisch wird er den Wechsel zum Besseren versprechen, ohne dabei den Fehler zu machen, inhaltliche Positionierungen vorzunehmen, sondern viel mehr wird er die Gefühle der Menschen in seinem Fokus haben. Als hervorragender Redner habe ich Obama 2004 miterlebt und diese Stärke wird er voll ausspielen. Noch führt Hillary Clinton beim Geld sammeln für den Wahlkampf und bei der Unterstützung durch demokratische Senatoren hat sie auch noch die Nase vorne. Sollte Obama sie hier überholen können, dann hat er realistische Chancen, die Wahl für sich zu entscheiden.