Ich habe Verständnis für die Protestaktion von drei Tibet-Aktivisten während des Zeremoniells zur Entzündung des Olympischen Feuers in Olympia, wo ich auf Einladung des griechischen Sport- und Kulturministers Michael Liapis dabei war. Das Feuer kommt am 31. März in Peking an und startet dann zu seiner „Reise der Harmonie“ über alle Kontinente und ab 4. Mai durch alle chinesischen Provinzen, darunter auch die krisengeschüttelte autonome Region Tibet.
Tibet-Aktivisten werden den mit 137.000 km längsten Fackellauf der Geschichte nutzen, um auf die Menschenrechtssituation in China aufmerksam zu machen. Die Dialog-Verweigerung Chinas führt in die Sackgasse. Der Dialog mit dem tibetischen Volk auf Basis des gegenseitigen Respekts und der Achtung der Menschenrechte ist unumgänglich, wenn China ungestörte Spiele in friedlicher Umgebung durchführen will. Ziel muss der Schutz der kulturellen und religiösen Identität der Tibeter und das Interesse Chinas an einer friedlichen Entwicklung sein. Die EU und Österreich sind gegen Gewalt und Unterdrückung, für Menschenrechte und die Bewahrung der tibetischen Identität.
Ein sportlicher Boykott ist keine Lösung, das hat auch der Dalai Lama am Wochenende noch einmal bekräftigt. Ich bin wie IOC-Präsident Jacques Rogge überzeugt, dass die Olympischen Sommerspiele in Peking, mit ihrer weltweiten Berichterstattung von rund 25.000 Medienvertretern viel zur Öffnung Chinas beitragen können. Ausgangspunkt ist aber die Achtung der Menschenrechte, will China dem Motto der Spiele „One world – one dream“ gerecht werden. Den Worten von Pekings Olympia-OK-Chef Liu Qi beim gestrigen Zeremoniell – „Das Olympische Feuer strahlt Licht und Freude aus, Frieden und Freundschaft, Hoffnung und Träume der Menschen in China und der ganzen Welt“ – müssen Taten folgen.