03. Juli 2008: Olympia hat zur Öffnung Chinas beigetragen

Gut ein Monat vor den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen war der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Comités (IOC) und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Thomas Bach auf Einladung des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) zu Gast in Österreich. In einer offenen Diskussion stellte er sich den Fragen zur Stellung des IOC zur Menschenrechtslage in China und dem Umgang mit Tibet. Interessant waren auch seine Ausführungen zur Zusammenlegung zwischen Bundessport-Organisation und Olympischem Comité nach deutschem Vorbild.

"Brücken bauen statt Mauern errichten" - gibt der Olympia-Goldmedaillengewinner (Florett-Mannschaft, 1976 in Montreal) Thomas Bach als Motto für China aus und hofft auf die nächste Generation. (C) GEPA pictures / Philipp Schalber 

Natürlich hat die Diskussion über den Olympische Fackellauf und die Tibetfrage die vergangenen Monate die Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking am 8. August überschattet. Aber der IOC-Vizepräsident sieht, so wie ich, einen wichtigen Impuls durch die Vergabe im Jahr 2001 bestätigt: Olympia hat einen Anstoß für Verbesserungen gegeben. China hat sich in den sieben Jahren in Bezug auf die Wirtschaft und die Menschenrechte geöffnet, wenngleich man zugeben muss, dass westliche Standards noch nicht erreicht sind. Olympia und die Tatsache, das größte Sportevent der Welt auszurichten, wird zu einer nachhaltigen Veränderung in den Köpfen der Menschen in China beitragen. Nicht zuletzt werden die Spiele zahlreiche Sportarten populärer machen. So hat das bevölkerungsreichste Land der Erde Olympia zum Anlass genommen, die Olympische Idee in den Schulen bekannt zu machen. 400 Millionen Schüler und Jugendliche lernen über Werte wie Menschenrechte, Offenheit und Toleranz.

Man durfte ehrlicherweise auch nie vom Sport verlangen, dass er die Arbeit der internationalen Politik erledigt. Es wurden Anstöße gegeben, aber die Entwicklungen in Bezug auf Menschenrechte brauchen Zeit. Unter diesem Licht sind auch die Vorgaben des IOC an die Athletinnen und Athleten zu verstehen. Athleten können außerhalb der Sportstätten frei ihre Meinung sagen, aber man muss auch aktzeptieren, wenn einer das nicht tut. Politische Demonstrationen allerdings würden Olympia zu einem Jahrmarkt der politischen Demonstrationen und zur Gefahr für die Abhaltung der Olympischen Spiele machen – siehe Boykottspiele 1980 und 1984.

Lob gab es vom IOC-Vizepräsidenten für die Verschärfungen im Anti-Doping-Kampf in Österreich. Daher sieht er den Ruf unseres Landes in der Sportfamilie auch nach Turin 2006 keinesfalls beschädigt. Das haben nicht zuletzt auch die Sanktionen des ÖOC verhindert. Was die Fusion zwischen BSO und ÖOC in Österreich betrifft, bestätigte mich Thomas Bach in meiner Forderung, da man in Deutschland damit sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Natürlich ist das Modell nicht 1 zu 1 auf Österreich umzulegen. Letztlich hat sich aber ein stärkeres Auftreten des Sports gegenüber der Politik manifestiert, weil der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit einer Sprache spricht.

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