Dieser Tag unserer Afrika-Reise stand ganz im Zeichen von Projektbesuchen. Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) ermöglicht, in enger Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen wie der Dreikönigsaktion und HORIZONT3000, seit Jahren vielfältige Projekte im Schwerpunktland Uganda. Vier davon konnten ich mit dem Geschäftsführer der Dreikönigsaktion, Erwin Eder und dem Ostafrika- Direktor von HORIZONT3000, Robert Moosbrugger, im nordugandischen Gulu besuchen.
Das Northern Uganda Rehabilitation Programme ist ein Rehabilitationsporgramm für Opfer des Bürgerkrieges (20 Jahre lang terrorisierte die Lord’s Resistance Army die Bevölkerung in Acholi und angrenzenden Regionen), das von HORIZONT3000 in Zusammenarbeit mit der lokalen Caritas abgewickelt wird. In der aktuellen Umsetzungsphase wird das Programm aus EU-Mitteln und Mitteln der Sternsingeraktion finanziert. Das Vorgängerprogramm wurde mit Unterstützung der Austrian Developement Agency (ADA) realisiert. Das Projekt steht im Kontext des langjährigen Bürgerkrieges in Norduganda und zielt auf die Förderung von traditionellen Friedens- und Versöhnungsmaßnahmen in Acholiland ab. Soziale Unterstützungssysteme sollen wiederbelebt und gestärkt werden, um Konflikte auf Gemeindeebene lösen zu können und Bewältigungsstrategien für die Kriegserlebnisse zu entwickeln. Auf diese Weise sollen auch ehemals entführte Personen und kriegsgeschädigte Personen rehabilitiert und in die Gemeinschaft reintegriert werden. Für mich waren die Gespräche mit den Opfern des Bürgerkrieges aufschlussreich und erschreckend zugleich. Es ist unvorstellbar, welches Leid diese Menschen ertragen mussten und es ist wichtig, dass wir mit diesem Projekt zur Versöhnung beitragen.
Einer der Schwerpunktsektoren der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist der Justizbereich. Die OEZA unterstützt Uganda seit 1997 bei Reformen im Justizbereich. Seit 2002 leistet sie gemeinsam mit anderen Gebern Budgethilfe für den Justice Law and Order Sector. Rechtsstaatlichkeit, die Achtung der Menschenrechte und der Zugang zu Recht und Gerechtigkeit sind zentrale Bestandteile von Good Governance. Arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind von deren Existenz und Wirksamkeit in besonderer Weise abhängig, noch mehr aber, wenn sie selbst mit dem Gesetz in Konflikt geraten, oder auch nur dessen verdächtigt werden. Sie und vor allem ihre Familien sind dann einer Folge von Problemen ausgesetzt, die ihre existentiellen Nöte nur noch weiter verschlimmern. Hier setzt die österreichische Unterstützung an: wir geben Prozesshilfen, Beratung in Rechtsfragen, Unterstützung für Gerichte und Polizei und bauen menschenwürdige Gefängnisse. Wie jenes in Gulu, das wir besichtigen konnten. 500 Gefangene haben im neuen, mit österreichischer Unterstützung erbauten, Gefängnis Platz, der eine wirkliche Verbesserung zum alten Gefägnis in Gulu darstellt.
Das dritte Projekt, das wir besichtigten war wieder einem ganz anderen Sektor gewidmet: Die Regierung Ugandas hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 77 Prozent der ländlichen und die gesamte urbane Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen und für Sanitäreinrichtungen den gleichen Versorgungsgrad zu erreichen. Die OEZA beteiligt sich daran gemeinsam mit anderen Gebern (Afrikanische Entwicklungsbank, Dänemark, Schweden, Deutschland, Europäische Union) durch die Unterstützung des Joint Water and Sanitation Sector Programme Support. Die Ziele sind die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser in leicht erreichbarer Distanz im ländlichen und städtischen Umfeld, die Bereitstellung von Wasser für produktive Zwecke (vor allem Landwirtschaft) und das Management der Wasserressource, um diese nachhaltig hinsichtlich Qualität und Quantität zu erhalten und gleichzeitig Zugang für alle Nutzergruppen sicherzustellen. Die von uns besuchte Wasserversorgung in Kamdini ist eines von 45 vorgesehenen Wasserversorgungssystemen, die bis 2013 implementiert werden sollen.
Den Abschluss bildete der Besuch des St. Mary’s Hospital Lacor in Gulu – dem größten privat geführten Spital Ugandas. Rund ein Viertel des Gesundheitswesens in Uganda wird von kirchlichen Einrichtungen getragen. Die Zusammenarbeit zwischen Österreich und dem Krankenhaus Lacor begann mit der Ebola-Epidemie im Jahr 2000. Mit finanzieller Unterstützung des österreichischen Außenministeriums und Sternsingermitteln hat HORIZONT3000 damals die Sanierung der Wäscherei durchgeführrt. Die ökologische Sanierung des Spitals wurde danach konsequent fortgesetzt und stellt eine Erfolgsgeschichte nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit dar. In den letzten zehn Jahren investierte Österreich mehr als eine Million Euro in dieses Projekt. Die Haupttodesursache bei Kindern im Lacor Spital ist mit Abstand Malaria. Besonders erschütternd für mich war aber zu sehen, dass Unterernäherung bei Kindern ein immer stärkeres Problem wird. Zwischen 50 und 400 Kinder kommen pro Monat unterernährt in die Nutrition- Abteilung des Spitals, nur 60 Prozent von ihnen können vor dem Tod bewahrt werden.
Diese Besuche zeigten uns deutlich die Vielfältigkeit der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit und machte die dringende Notwendigkeit unserer Unterstützung augenscheinlich.