Mehr als 250 Grazerinnen und Grazer diskutierten mit mir im Steirerhof im Rahmen meiner Tour „Steuern, Stiftungen, Schuldenberge – Wohin gehen Österreichs Finanzen?“.
Dabei entwickelten sich die Beamten-Gehaltsverhandlungen, bei denen ich als Vertreter des Finanzministeriums verhandle, zum zentralen Thema. Nachdem in der ersten Runde der Beamten-Gehaltsverhandlungen die Situation von den WIFO-Experten bewertet wurde, startete diese Woche die erste echte Verhandlungsrunde für die Gehälter der insgesamt 350.000 öffentlich Bediensteten. Vergangene Woche zeigte sich, dass die tatsächliche wirtschaftliche Situation und deren Auswirkungen von Seiten der Gewerkschaft zu wenig erkannt wurden.
Bei den in Europa in 12 Ländern angestrebten Gehaltsabschlüssen, liegen die Abschlüsse bei – 6,8 Prozent (Irland) bis zu -20 Prozent (Lettland). Nur in Frankreich gibt es ein Plus von 0,5 Prozent, da der Abschluss bereits Anfang 2008 (!) erfolgt ist.
Ich will, dass es in Österreich zu einem fairen und gerechten Abschluss bei den Beamten-Gehaltsverhandlungen kommt, der sowohl die Situation am Arbeitsmarkt, die Budgetsituation als auch die zweifelsohne anzuerkennenden Leistungen der öffentlich Bediensteten berücksichtigt.
Fakt ist: Die Budgetbelastung durch ein Prozent Plus beim Arbeitslosengeld beträgt 578 Millionen Euro. Für 2010 wird leider ein Anstieg der Arbeitslosigkeit bis zu einem Prozent prognostiziert. Bei den öffentlich Bediensteten hingegen gibt es eine 100-prozentige Jobgarantie! Hier muss niemand Angst vor Kündigungen haben, während tausende Arbeitnehmer um ihren Job bangen müssen. Der Gehaltsabschluss im öffentlichen Dienst muss daher sehr maßvoll sein.
Hier der Verhandlungsstand in anderen europäischen Ländern:
– In Ungarn wurde wegen der Finanzkrise der 13. Monatslohn der öffentlich Bediensteten (und den 13. Pensionsbezug) gestrichen. Für Beamte mit einem Gehalt von weniger als 670 Euro soll der Verdienstausfall kompensiert werden.
– In Litauen gab es Gehaltskürzungen für Beamte. Die Senkung lag im Durchschnitt bei einem Zehntel.
– In Estland wurden die Gehälter der Staatsdiener um 7 Prozent gekürzt.
– Mit drastischen Sparmaßnahmen bei Gehältern und Pensionen will Lettland den drohenden Staatsbankrott abwenden. Zunächst wurden die Gehälter im öffentlichen Dienst um 15 Prozent gekürzt, dann um weitere 20 Prozent.
– In Irland sollen 2010 bei der öffentlichen Lohnsumme rund 1,3 Mrd. Euro eingespart werden. Dies entspricht 6,85 Prozent der öffentlichen Lohnsumme. Es stehen nicht nur Lohnkürzungen zur Debatte, auch eine Reduktion der Beschäftigten bzw. Einschnitte bei Pensionen und Überstundenzuschlägen.
– In Polen sollen die öffentlichen Gehälter 2010 und 2011 auf 92 Prozent des Niveaus von 2009 eingefroren werden.
– In Spanien plant die Regierung für 2010 die öffentlichen Gehälter einzufrieren.
– In Bulgarien sollen die Gehälter für 2010 ebenso eingefroren werden.
– In Deutschland sind keine Steigerungen zu erwarten.
– Nur in Frankreich wird es eine Anpassung von mindestens +0,5 Prozent der Berechnungsgrundlage für die Gehälter der Staatsbeamten geben. Das wurde aber schon Anfang 2008 beschlossen.
Wie interessant das Thema für viele ist, zeigte sich am hochkarätigen Publikum der Veranstaltung. RLB-Generaldirektor Markus Mair und Privat-Banking-Chef Stefan Tschikof konnten zahlreiche Prominente, wie etwa ÖVP-Landtagsklubobmann Christopher Drexler, Bundesrat Andreas Schnider, die RLB-Vorstandsdirektoren Arndt Hallmann und Johann Jauk und Beteiligungsfinanzierungsgesellschaft-Vorstand Robert Niesner begrüßen. Auch Steirerkrone-Chefredakteur Christoph Biró und der ehemalige Chefredakteur der Kleinen Zeitung, Erwin Zankel, waren unter den Diskutierenden im zum Bersten vollen Saal.