Der Handel von gefälschten Medikamenten über das Internet boomt. Laut WHO liegt der mit gefälschten Arzneimitteln weltweit erzielte jährliche Umsatz bei 75 Milliarden US-Dollar. 95 Prozent der von den Behörden aufgegriffenen Medikamente, die im Internet bestellt und per Post zugesendet werden, sind Fälschungen oder Substandard.
Bei einer Pressekonferenz habe ich heute auf die gefahren dieser Medikamente aufmerksam gemacht.
In Österreich sind die Aufgriffszahlen des Zolls in den vergangenen Jahren explodiert. Im vergangenen Jahr wurden von den Behörden 593 Sendungen mit 27.095 Stück Medikamenten in Österreich beschlagnahmt – im Jahr 2005 wurde erst eine einzige Sendung mit 55 Stück sichergestellt. An der Spitze der Hitliste dieser 2009 beschlagnahmten Medikamente stehen Potenzmittel (22.221 Stück wurden sichergestellt), gefolgt von 2.740 beschlagnahmten Haarwuchsmitteln und 1.336 Diätmitteln.
Dazu kommen auch immer mehr Direktaufgriffe von gefälschten Medikamenten: Erst diese Woche wurden 23.000 Stück Potenzpillen – großteils gefälschte Viagra-Pillen – von den Zollbehörden am Flughafen Wien-Schwechat beschlagnahmt. Sie wurden mit einem Flug aus Thailand in einem Koffer nach Österreich geschmuggelt. Schwarzmarktwert: 100.000 Euro.
Problem: Die gefälschten Medikamente werden oft unter Bedingungen produziert, gelagert und transportiert, die nicht annähernd den geltenden gesundheitlichen Standards entsprechen. Solche Medikamente enthalten Schadstoffe, Staub, Kot und mitunter sogar Gift. Oft sind diese verunreinigten Medikamente gefährlich überdosiert, andererseits teilweise auch ganz einfach wirkungslos.
Neben den damit verbundenen Gesundheitsgefahren ist der Handel wie auch der Kauf von Medikamenten über den Fernabsatz – also auch über das Internet – verboten. Mit dem Arzneimitteleinfuhrgesetz, das erst jetzt im August in Kraft getreten ist, werden die Vorschriften in Sachen Medikamentenschmuggel noch verschärft: Die Zollorgane sind verpflichtet, Medikamente, die entgegen dem bestehenden Verbot im „Fernabsatz“ also übers Internet bestellt wurden, zu beschlagnahmen – und letztlich zu vernichten. Die Kosten dafür trägt der Besteller – und es drohen Verwaltungsstrafen von bis zu 7.260 Euro.
Die Fälscher hingegen machen das große Geschäft. Ein Beispiel aus Österreich: In Vorarlberg wurden heuer 3.000 Kleinsendungen mit mehr als 42.000 Stück Potenzmittel sichergestellt. Warenwert: 340.000 Euro. Der Fälscherring, der hier teilweise ausgehoben werden konnte, hat laut Ermittlungen in Österreich pro Monat rund eine Million Euro eingenommen. Das sind 16.666 Euro täglich!
Um die Konsumenten über das Verbot und die großen gesundheitlichen Gefahren beim Kauf von Medikamenten übers Internet aufmerksam zu machen startet das BMF nun gemeinsam mit der Österreichischen Apothekerkammer die Informationsoffensive „Auf der sicheren Seite“. Denn der EU-Aktionsplan für den Zollbereich sieht vor, dass die Verbraucher über Gefahren von Fälschungen informiert werden. Ziel sei die „Bekämpfung des Verkaufs über das Internet durch nachdrücklichen Hinweis auf das damit verbundene Risiko“, heißt es im EU-Aktionsplan.