Vom Kikelewa Camp führt die heutige Etappe zum Mawenzi Tarm Camp (4.310 Meter). Der Aufstieg in die alpine Wüste ist steil, jedoch bergsteigerisch nicht anspruchsvoll. Am Beginn ist man noch im Heide- und Moorland und kreuzt ein kleines Tal. Bald sind wir am Ziel. Das Camp liegt am einzigen See der oberen Bergregion. Mit Blick auf das bizarre Felsmassiv des Mawenzi schreibe ich diese Zeilen, bevor ich meine Lektüre von Faust fortsetze, um die Zeit mit Literatur zu nützen. Meine 2 Liter Tee habe ich bereits getrunken, 2 weitere will ich noch nicht zu mir nehmen.
Faszinierend ist hier der beinahe minütliche Wetterwechsel. Dichte Nebel steigen auf, Wolken ziehen schnell vorbei, zwischendurch kommt die Sonne zum Vorschein. Der ständige Wind lässt jedoch keine Wärme aufkommen.
Ich begebe mich Richtung Mawenzi-Massiv, um in den Berghang einzusteigen. Das Geröll macht es nicht leicht, den Felsen zu erreichen. Erstmals komme ich in Afrika mit Schnee in Berührung. Zwei bemooste Vulkansteine nehme ich mir als Souvenir mit.
Um 16 Uhr beginnt es plötzlich zu hageln. Die Körner sind klein und rund. Nach 10 Minuten ist das Naturschauspiel vorbei und der Boden mit den Hagelkörnern weiß bedeckt. Im Zelt ist es jetzt – während ich schreibe – um 17 Uhr bereits bitterkalt.
Im Camp war bereits eine kanadische Frauengruppe, die hier einen Zusatztag zur Akklimatisierung verbringt, nach uns kommt die russische Gruppe an.
Mittlerweile hat es zu schneien begonnen.
Um 18.30 Uhr ist der Schneefall zu Ende.
Es wird noch einmal kurz hell. Weit unten stieht man die keniatische Savanne. Ohne Beschwerden gehe ich um 19.30 Uhr schlafen.
In der Nacht rüttelt der Wind am Zelt. Als ich um 2 Uhr aufstehe, ist es sternenklar und frostig kalt.
Einige Stunden kann ich schlafen. Während ich wach liege, konzentriere ich mich nochmals darauf, was ich alles auf dem Weg zum Gipfel mitnehmen muss.