Vom Kibo Hut über Gillman’s Point (5.681 Meter) und Stella Point (5.749 Meter) zum Uhuru Peak (5.895 Meter) und danach der Abstieg stehen auf dem Programm.
Als wir kurz nach Mitternacht starten sehe ich bereits viele kleine Lichter von den Stirnlampen der Bergsteiger. Da wir ein relativ hohes Tempo gehen, überholen wir mehrere Gruppen auf den ersten 800 Metern, die durch Geröll steil bergwärts gehen. Der Anstieg ist brutal und verlangt eine große körperliche Anstrengung, der viele Gipfelstürmer nicht gewachsen sind. So sehen wir am Weg vom Gipfel zurück die holländische Krankenschwester dieses Mal selbst als Pflegefall in den Armen ihres Guides liegen.
Um auf den Gipfel zu kommen ist vielen jedes Mittel recht. So werden Medikamente geschluckt, die gegen Höhenkrankheit wirken sollen, den Guides werden die Rucksäcke gegeben, um Marscherleichterung zu haben. Andere lassen sich beinahe zum Gipfel ziehen.
Dass der Gillman’s Point auch als Besteigung gewertet wird, halte ich für richtig.
Vom Gillman’s Point geht es relativ flach am Kraterrand zum Uhuru Peak, den wir gemeinsam mit US-Amerikanern um 5.45 Uhr erreichen.
Noch ist es finster, erst um 6 Uhr kommen die ersten Sonnenstrahlen.
Der eisige Wind lässt die Minus 12 Grad Celsius viel kälter erscheinen.
Schnell werden die Gipfelfotos gemacht, die Guides und Bergkameraden umarmt und der Rückweg angetreten.
Nun kommt für mich die größte Überraschung der gesamten Reise. Ich sehe das volle Ausmaß der Größe der Gletscher am Kilimanjaro, die diesen Berg so prägen. Links die Gletscherwelt, rechts der große Reusch-Krater und am Horizont der große Stufengletscher bilden ein großartiges Panorama auf dem Rückweg und lassen die Müdigkeit schwinden.
Die entgegenkommenden Scharen, die noch auf den Gipfel wollen, machen einen jämmerlichen Eindruck, wie sie dem Gipfel entgegenwanken. Viele haben Gleichgewichtsprobleme, allen gemeinsam ist die ganz langsame Fortbewegung.
Der Abstieg über die Geröllpiste ist extrem staubig. Hier kann man bereits telefonieren und SMS abschicken, was ich reichlich mache.
Um 9.30 uhr haben wir 2.342 Meter innerhalb von nicht einmal 10 Stundenn absolviert und machen uns auf der Marangu-Route zum Horombo Hut (3.720 Meter) auf und von dort zum Marangu Gate.
Am Gate tragen wir uns unter Aufsicht des Guides in das Gipfelbuch mit der Bemerkung „Uhuru“ ein. Dafür gibt es ein Zertifikat mit der Gipfelzeit.
Kaum angekommen beginnt es stark zu regnen. Wir waren die letzte Gruppe vor der Regenzeit, die für gute 2 Monate die Zahl der Besucher sehr stark reduzieren wird.
Mit dem Bus geht es zurück in die Lodge, die nun wie ein Paradies erscheint. Nach 5 Tagen erstmals duschen und ein Bett und kein Schlafsack und kein Wasser, das nur mit Entkeimungstabletten trinkbar ist.
Ein einmaliges Erlebnis, den Kilimanjaro-Marathon mit der Besteigung des „Daches von Afrika“ zu absolvieren, hat hier sein Ende.
Beim Abflug am Kilimanjaro-Airport fallen alle Computersysteme aus und auch das Licht ist mehrfach weg. Wer werden händisch bei Notlicht eingecheckt. Auch das ist Afrika…