Gestern folgte ich einer Einladung des Panathlon-Club-International Graz zum Thema „Olympia 2008“. „One world, one dream“ – lautete das olympische Motto. Aber wurde dieser Traum mit Leben erfüllt? Für den österreichischen Sport heisst nach den Spielen immer vor den Spielen. Daher diskutierte ich mit den Vertretern der steirischen Landessportorganisation, der Landesdach- und –Fachverbände über meine Vorstellung der künftigen Ziele der Spitzensportförderung, wie wir sie derzeit in den Regierungsverhandlungen diskutieren.
Für die Pekinger Regierung war der „Traum“ jedenfalls ein voller Erfolg. Athleten, Sportfunktionäre, Politiker und Zuschauer waren begeistert. Sie lobten die Stadien, die perfekte Organisation und die Freundlichkeit der chinesischen Gastgeber. Punkto Menschenrechte, Pressefreiheit und Demokratisierung hat die kommunistische Parteiführung sicher keine Medaille gewonnen. Die Schlagzeilen wurden dominiert von der chinesischen Pressezensur, den blutigen Aufständen in Tibet, dem Fackellauf und Dopingdebatten. Ohne Olympia hätte es diese Möglichkeit aber gar nicht gegeben. Daher halte ich es für richtig, dass die Sommerspiele an China vergeben wurden. 25.000 Journalisten aus aller Herren Länder berichteten aus China, 4,4 Milliarden Menschen haben die Berichterstattung vor dem Fernseher verfolgt, China investierte 40 Milliarden US-Dollar in die Vorbereitung und den Bau neuer Wettkampfstätten. Der Sport wurde zum Vehikel zur Internationalisierung des chinesischen Sports und damit immer auch zur Internationalisierung der chinesischen Gesellschaft. Die Olympische Idee wurde in den Schulen bekannt gemacht, 400 Millionen Schüler und Jugendliche lernten über Werte wie Menschenrechte, Offenheit und Toleranz. Es sind neue Wettkampfstätten entstanden, die in die Universitäten eingegliedert wurden und nun von Studenten genutzt werden. Und die „Tägliche Stunde Bewegung und Sport“ wird in Chinas Schulen und Universitäten umgesetzt.
Für „Audili“ war die Bilanz mit drei Olympiamedaillen durchschnittlich. Es ist unbefriedigend, dass Österreich nur in 14 der 28 olympischen Sportarten vertreten war und in Mannschaftsportarten überhaupt nicht mehr, obwohl sich die Spitzensportförderung des Bundes im gleichen Zeitraum fast verdoppelt hat. Es gibt daher eine Evaluierung und Optimierung im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele in London 2012 – so genannte „Perspektivengespräche“ – mit dem Ziel der dringend notwendige Weiterentwicklung in Richtung Professionalisierung des Spitzensports. Es gilt, Parallelstrukturen aufzulösen, das Berufsbild Trainer und ein Berufssportgesetz umzusetzen sowie Sport und Wissenschaft enger miteinander zu vernetzen. Die zweite zentrale Frage für die Zukunft eines erfolgreichen österreichischen Sports ist, wie begeistern wir unsere Kinder für Bewegung und Sport! Nur aus einer breiten Basis können dann die Ausnahmeathleten/innen herauswachsen, die für Österreich Medaillen gewinnen! Diese Entwicklungspunkte für Österreichs Spitzensport vertrete ich auch vehement bei den Regierungsverhandlungen.