Der Erfolg von Bernhard Kohl bei der 95. Tour de France ist ein positives Signal für den österreichischen Radsport und zeigt, dass Erfolge auch ohne Doping möglich sind. Die Zeiten als der 7-fache Tour-Radsieger Lance Armstrong auf Interviewfragen noch meinte „Wer zum Teufel ist Bernie?“ sind spätestens nach der gestrigen Etappe auf die L´Alpe d´Huez endgültig vorbei. Der 26-Jährige Nobody aus Wolkersdorf krönte sich mit dem begehrten rot-gepunkteten Trikot und darf sich am Sonntag nach der Zieleinfahrt auf der Champs Elysees in Paris fix als Bergkönig feiern lassen.
Als erster Österreicher in der 105-Jährigen Geschichte der Frankreich-Rundfahrt sicherte sich Kohl somit die prestigeträchtige rot-gepunktete Trophäe des besten Bergfahrers beim wichtigsten Radrennen der Welt. Damit würde er einen weiteren Meilenstein der österreichischen Tour-de-France-Geschichte setzen. Georg Totschnig hatte für den ersten rot-weiß-roten Tour-Etappensieg seit Max Bulla gesorgt, der 1931 als bisher einziger Österreicher auch das Gelbe Trikot getragen hatte. Noch am Sonntag hatten Kohl wenige Sekunden von einer Top-Sensation für den österreichischen Radsport getrennt. Der 26-jährige verpasste auf der 15. Etappe das Gelbe Trikot des Spitzenreiters nur um sieben Sekunden. Die beste Gesamtplatzierung der jüngeren Geschichte erreichte Peter Luttenberger 1996 als Fünfter in Paris.
Das Gelbe Trikot des Gesamt-Führenden trägt derzeit der Spanier Sastre vor seinem CSC-Teamkollegen Schleck aus Luxemburg. In der Gesamtwertung liegt Kohl nun 1:33 Minuten hinter Sastre, dem Zweiten Schleck fehlen 1:24 Minuten auf seinen Teamkollegen. Tour-Favorit Cadel Evans aus Australien liegt nur eine Sekunde hinter Kohl auf Rang vier. Also ist auf den letzten beiden Etappen noch alles möglich. Die Entscheidung im Kampf um das Podium dürfte das 53 Kilometer lange Zeitfahren am Samstag bringen, wofür Evans die besten Karten hat. Der Gesamtsieg in der Bergwertung ist Kohl dafür nicht mehr zu nehmen. Jetzt muss er nur noch am Sonntag ins Ziel kommen. Dann ist er der erste Österreicher der Geschichte, der diese Spezialwertung gewinnen wird.