Wien, 18.4.1993

2Wien18.4.1993Mit Landesamtsdirektor Gerold Ortner, Landesschulratspräsident Horst Lattinger und Start vor dem Schloss Schönbrunn laufe ich meinen ersten Marathon. Der Wien-Marathon findet vor der Kulisse prächtiger Gebäude aus der Habsburger-Monarchie statt und zählt somit zu den schönsten der Welt.

Viele Zuschauer und Musik unterstützen die Läufer entlang der Strecke, die flach und daher schnell ist. Erstmals in meinem Leben erreiche ich bei einem Marathon mit 3.25.46 vor dem Rathaus das Ziel. Meine Söhne Philipp und Andreas warten mit meiner Frau auf mich.

Jahre später (2005) werde ich mit ihnen den Wien-Marathon in der Staffel in 2:45 laufen.

(empfehlenswert, gute Organisation)

1Wien, 18.4.1993

Mit Familie nach dem 1. Marathon am Rathausplatz

 

 

Warum Marathon – warum genau 42.195 Meter?

WaumMarathonWarumGenau42195MeterOlypmische Spiele in Athen 1896

Am Nachmittag des 9. April 1896 bei den ersten olympischen Spielen der Neuzeit wurden achtzehn Läufer von Athen ins Dörfchen Marathon gefahren. Sie sollten in einer Herberge übernachten und am nächsten Tag nach Athen zurücklaufen. Nur vier der Athleten waren Ausländer, einer davon hatte wenige Stunden vor der Abfahrt nach Marathon den 800-m-Lauf gewonnen, der Australier Edwin Flack.

Seit 1896 gehört der Marathonlauf zu den faszinierendsten Disziplinen der Leichtathletik. Dass er überhaupt olympisch wurde, war alles andere als selbstverständlich. In der Antike gab es keine Langstreckenläufe, jedenfalls nicht in Form von Wettkämpfen. Die längste Distanz, die im alten Olympia gelaufen wurde, maß 24 Stadien, 4800 Meter. Baron Pierre de Coubertin ließ sich von einem Freund dazu überreden, den Marathonlauf ins Programm der ersten Olympischen Spiele 1896 in Athen aufzunehmen.

Michel Bréal war Altphilologe und kannte die Sage vom antiken Marathonläufer. Sie geht zurück auf die Schlacht von Marathon im Jahr 490 vor Christus, in der die Athener gegen eine sechsfache persische Übermacht kämpften. Nach vom Kampf erhitzt, soll ein Meldeläufer namens Pheidippides in voller Waffenausrüstung durch die attische Tiefebene nach Athen gerannt sein, um vom Sieg zu künden. Danach fiel er tot um. Legende oder Wirklichkeit? Herodot, der um 430 vor Christus die Schlacht erstmals beschrieben hatte, erwähnte den Läufer mit keinem Wort. Erst Plutarch um 100 und Lukian um 200 nach Christus nahmen den Mythos auf, den der Volksmund überliefert hatte.

Coubertin konnte sich zunächst nicht mit Bréals Idee anfreunden. Ein Wettrennen auf Leben und Tod? Das war dem Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit zuviel. Bréal aber bot an, einen Siegerpreis in Form eines Silberpokals auszusetzen, und der Olympische Kongress, der 1894 an der Sorbonne über das Programm der ersten Spiele entschied, nahm den Marathon ins Programm auf.

Louis Spiridon – erster Olympiasieger

Bréals Idee stand am Anfang einer der größten Erfolgsgeschichten des Sports. An den Mythos des griechischen Meldeläufers fügte sich nahtlos das Epos des ersten Marathonsiegers. Die heimischen Organisatoren hatten viel in dieses Rennen investiert. Ein Grieche sollte, ein Grieche musste es gewinnen. Bei zwei Ausscheidungen auf der Originalstrecke wurden 14 Läufer selektioniert, die sich professionell auf die Olympischen Spiele vorbereitet hatten. Einer von ihnen war Spiridon Louis, ein Mann, der aus dem Nichts auftauchte und bald nach den Spielen wieder verschwand. War er Schafhirt oder Postbote, Soldat oder Wasserträger? Das ist heute nicht mehr zu eruieren. Verbrieft ist nur, dass und wie er den ersten olympischen Marathon gewann.

Nach dem Startschuss übernahmen die Ausländer die Spitze, alles erfahrene Mittelstreckenläufer. Der Franzose Lermusieux lief weit voraus und wurde in Karvati, nach rund 30 Kilometern, von der Bevölkerung mit einem Siegerkranz geschmückt. Wenig später brach er zusammen. Nun führte der Australier Flack, doch auch er hatte sich übernommen und blieb nach 36 Kilometern bewusstlos am Straßenrand liegen. Spiridon Louis soll noch bei der Halbmarathonmarke in einem Restaurant ein Glas Wein getrunken und gefragt haben, wie weit die Gegner vor ihm lägen. Er werde sie ein- und überholen, kündigte er an, und als Flack aus dem Rennen fiel, lag er tatsächlich an der Spitze. Boten auf Fahrrädern brachten diese Nachricht ins Stadion, wo 100 000 Zuschauer gespannt auf den Sieger warteten. Nach knapp drei Stunden tauchte er auf, ein verschwitzter, staubiger Läufer in weißem Hemd und weißer Hose. Der König jubelte ihm zu, die Prinzen Konstantin und Georg liefen neben ihm her. Kaum hatten sich die Wogen aber geglättet, tauchte Spiridon Louis unter. Er soll die ganze Nacht gebetet haben, bevor er am nächsten Tag in Nationaltracht zur Siegesfeier im Olympiastadion erschien.

Spiridon Louis erhielt nicht nur den von Michel Bréal gestifteten Silberpokal, sondern, wie alle anderen Olympiasieger auch, einen Olivenzweig, eine Silbermedaille und eine Urkunde. Als besondere Auszeichnung wurde ihm eine Amphore überreicht, die über 2000 Jahre vor ihm schon einmal ein siegreicher griechischer Athlet erhalten hatte.

Trotzdem brachte der Sieg einiges ein. Mit dem Geld, das ihm geschenkt wurde, kaufte Louis ein Feld sowie ein Pferd und einen Wagen, um wie sein Vater Wasser nach Athen zu karren. In seinem Heimatdorf Maroussi führte der frenetisch gefeierte Olympiasieger später ein einfaches Leben. Noch heute aber sagen die Griechen „Er wurde Louis“, wenn sich einer aus dem Staub macht.

Seit 1908 werden 42.195 Meter gelaufen. Wie weit ist Pheidippides gerannt? Den kürzesten Weg, rund um 34 Kilometer? Oder den längsten, rechts durch die Berge, um nicht von Gegnern abgefangen zu werden? 1896 maß die Marathonstrecke 40 Kilometer, entlang der Landstraße bis ins Marmorstadion. Die heute verbindliche Distanz von 42,195 Kilometern wurde erst 1908 in London eingeführt. Der Start des Olympiamarathons wurde in den Garten von Schloss Windsor verlegt, damit die britischen Königskinder den Läufern zuschauen konnten. Das Ziel befand sich unter der Königsloge im Shepherds Bush Stadion. Heute macht die griechische Originalstrecke kurz nach dem Start einen Bogen nach links, vorbei am Grab, in dem die 192 Athener liegen, die vor 2500 Jahren im Kampf gegen die Perser fielen. Eine Verneigung vor der Geschichte bringen die zusätzlichen 2,195 Kilometer. Erhebend ist der Eindruck, wenn man nach mehr als 40 Kilometern noch zwei Runden im alten Olympia-Stadion zurücklegen muss, bevor man die Ziellinie erreicht hat.

Mittlerweile finden an hunderten Orten der Welt, von der Wüste bis auf den Himalaja und in fast allen Hauptstädten des Planeten Marathonläufe statt. Die Rekordbeteiligung gab es 1996 beim 100. Bostonmarathon, bei dem auch ich einer von 38.709 Startern war, 36.412 kamen mit mir ins Ziel.

Meine zehn TOP-Marathonläufe waren zweifelsohne New York und Boston in den USA, London, Berlin, Paris, Rom, Hamburg, Jungfrau (Schweiz) und Stockholm in Europa und der Mount Everest Marathon an der indisch-nepalesichen Grenze.

Einen guten Überblick über das jährliche Marathon-Laufgeschehen bietet http://www.aims-association.org/Calendar.htm  wo mehr als 100 Marathon-Veranstaltungen zu finden sind.

Keep on running!